
Tausende Menschen verfolgten den israelisch-palästinensischen Gedenktag online, der am 29. April in Jaffa und Beit Jala in der Westbank stattfand. Aus Sicherheitsgründen waren die Veranstaltungsorte geheimgehalten worden. Weltweit wurde der Livestream an mehr als 20 Orten öffentlich mit Publikum übertragen. Im Berliner Colosseum gehörte unser Verein PCFD zu den Mitveranstaltern einer solchen öffentlichen Veranstaltung mit Livestream.
Die Übertragung der Feier in der Reformsynagoge Beit Samueli in Ra’anana (Israel) wurde leider von Dutzenden rechtsextremen Provokateur:innen massiv gestört. Außerhalb der Synagoge und sogar in der Synagoge selbst benutzten die Angreifer:innen Pfefferspray. Sie schleuderten Objekte, Steine und Knallkörper auf die Zuhörer:innen und verbreiteten Angst und Schrecken. Sie zerstörten Autoscheiben und schrieen beleidigende und rassistische Parolen. Rabbinerin Orly Erez-Likhovski wurde in ihrem Wagen gezielt mit einem Stein beworfen und musste in die Notaufnahme. „Sie griffen uns nicht nur wegen des gemeinsamen Memorial Days an“, sagte sie der israelischen Tageszeitung Ha’aretz (30.4.25): „Sie attackierten auch Demokratie, Pluralismus und das Recht eines jeden Menschen, seinen jüdischen Glauben ohne Angst und Bedrohung auszuüben.“
Die Rabbinerin und andere Beobachter:innen bezeichneten die gewaltsamen Vorfälle als Pogrom. Ultrarechte und auch die Vertreterin des Likud in Ra’anana hatten zu Protesten aufgerufen und die vom Parents Circle und den Combatatans for Peace geplante Feier als Gedenken an Hamas-Terroristen, verantwortlich für das Massaker vom 7. Oktober 2023, verunglimpft. Obwohl es rechtzeitig Vorwarnungen gab, hatte die Polizei nur einen Streifenwagen bereitgestellt; weitere Einsatzwagen kamen erst, als die Gewalt bereits entfacht war.
Doch es gab auch massive öffentliche Reaktionen – darunter eine Solidaritätskundgebung am vergangenen Samstag. „Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen und unsere Hoffnung nicht zerstören“, sagten Vertreter:innen des Parents Circles-Families Forum anschließend.
Der Vorfall von Ra’anana ist ein schmerzlicher Beweis dafür, wie umkämpft Räume des Mitgefühls und der Verständigung geworden sind – und wie notwendig sie bleiben.
Die Gedenkfeier ist auch nachträglich noch auf YouTube zu sehen. Wer sie verpasst hat oder nochmals sehen möchte: