Ein Hoffnungsschimmer – zwei Jahre nach Kriegsbeginn 

Erklärung der Co-Direktorinnen von Parents Circle anlässlich des Jahrestags des 7. Oktober


Nach zwei Jahren Krieg zeichnet sich langsam ein schwaches Licht ab, ein Hoffnungsschimmer, der durch Tränen hindurch sichtbar wird: Die Hoffnung, dass das Leiden und die Schrecken ein Ende haben, dass alle nach Hause zurückkehren werden und dass das Wort Frieden, das lange Zeit vom Lärm des Hasses und der Verzweiflung übertönt wurde, wieder zu hören ist.

Zwei Jahre lang sprach die Welt um uns herum die Sprache der Rache und der Angst, der Trauer und der Entmenschlichung. Jetzt ist vielleicht die Zeit gekommen, eine andere Sprache zurückzugewinnen – die Sprache der Menschlichkeit und der Möglichkeiten. Für die Palästinenser im Gazastreifen ist die Verwüstung durch den Völkermord unbeschreiblich: Ganze Städte wurden ausgelöscht, Millionen Menschen vertrieben, Zehntausende getötet und verletzt, und ganze Generationen werden inmitten von Trümmern und Traumata aufwachsen. Im Westjordanland prägen weiterhin tägliche Gewalt, Einschränkungen und Enteignungen das Leben unter der Besatzung.

In Israel tragen Familien den Schmerz, die Wunden und das Trauma der Gräueltaten vom 7. Oktober und ihrer Folgen mit sich – einen Schmerz, der ihr Leben für immer verändert hat. Seit dreißig Jahren fordern wir als trauernde Israelis und Palästinenser des Parents Circle – Families Forum (PCFF) ein Ende des Kreislaufs von Gewalt und Besatzung: durch Dialog, gegenseitige Anerkennung und eine gerechte politische Einigung. Zu oft wurden unsere Stimmen ignoriert.

Heute, da sich ein kleines Fenster der Hoffnung öffnet, rufen wir erneut: Kehrt zur Menschlichkeit zurück und macht dies zum Wendepunkt. Diese zwei Jahre haben unseren Glauben nicht erschüttert, sondern gestärkt. Wir wissen, dass menschliche Verbundenheit stärker ist als Hass, dass Empathie selbst die tiefsten Gräben überbrücken kann und dass keine Familie – ob israelisch oder palästinensisch – das ertragen sollte, was wir ertragen haben. Beide Bevölkerungen müssen aufhören, sich gegenseitig Leid zuzufügen, und aufhören, das Leben in unserer Region zu betrachten, als müsse das Überleben des einen Volkes auf Kosten des anderen gehen. Die Menschlichkeit des anderen anzuerkennen bedeutet, das gleiche Recht aller – Palästinenser:innen wie Israelis – auf ein Leben in Würde, Sicherheit und Freiheit anzuerkennen.

Dieser fragile Moment der Hoffnung ist nur ein Anfang. Um das Leben beider Bevölkerungen wirklich zu schützen, muss dieser Anfang zu umfassenden politischen Vereinbarungen führen, die die Gewalt beenden und Gleichheit, Freiheit und dauerhaften Frieden gewährleisten.

Hören Sie auf diejenigen, die den höchsten Preis bezahlt haben. Diese Chancen dürfen nicht verpasst werden, sie kommen vielleicht nie wieder.

Nadine Quomsieh und Ayelet Harel
Co-CEOs, Parents Circle — Families Forum