Herbstkonvent – zwischen Oasen der Versöhnung und bitterem Krieg

8. November 2025, 9:30 – 16:30 Uhr
Ökumenewerk der Nordkirche
Agathe-Lasch-Weg 16 22605 Hamburg

Parents Circle – Families ForumDer 7. Oktober 2023 markiert eine tiefe Zäsur – für Israel, für Palästina, für die Welt. Er steht für unermessliches Leid, für Terror, Angst und Tod. Er steht zugleich für den Beginn eines Krieges, der bis heute unzählige weitere Opfer gefordert hat und dessen Folgen unübersehbar sind. Dieser Tag konfrontiert uns mit der Abgründigkeit menschlicher Gewalt und der Zerbrechlichkeit von Frieden. Er zwingt uns, Widersprüche auszuhalten: Schmerz und Mitgefühl mit Israel angesichts des Terrors, Trauer und Empörung über das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza, Ohnmacht und die Sehnsucht nach einem anderen Weg.

Gerechtigkeit und die Sehnsucht nach Frieden 

Wer sich mit Israel und Palästina beschäftigt, weiß: Es gibt keine Zukunft ohne das Miteinander der beiden Völker. Der Segen Israels hängt am Segen Palästinas – und umgekehrt. Diese Einsicht ist nicht nur politisch, sondern tief theologisch verwurzelt. Schon die Propheten des Alten Testaments, wie Jesaja, träumten von einer Zeit, in der „Schwerter zu Pflugscharen“ (Jesaja 2,4) umgeschmiedet werden. Die Bergpredigt Jesu radikalisiert diese Vision: „Selig sind, die Frieden stiften“ (Matthäus 5,9). Eine Zukunft, die auf Gerechtigkeit, Menschenrechten und Freiheit für Palästinenser:innen ebenso wie auf Sicherheit für Jüd:innen in Israel und weltweit gründet, ist kein utopischer Traum, sondern eine theologische Notwendigkeit. Sie fordert uns heraus, die eigene Komfortzone zu verlassen und uns für das „Reich Gottes“ einzusetzen – hier und jetzt.

Versöhnung als Weg der Menschlichkeit 

In dieser Hoffnung wurzelt das Engagement des Parents Circle – Families Forum. Es wohl die einzige Organisation, die ich kenne, die sich wünscht, auf keinen Fall Zuwachs zu bekommen, denn alle Mitglieder haben Angehörige im Konflikt verloren – und dennoch entschieden, dass Schmerz und Verlust nicht zur Quelle von Hass werden dürfen. Stattdessen suchen sie das Gespräch mit der „anderen Seite“, hören zu, erzählen ihre Geschichten und zeigen: Frieden wächst nicht aus Stärke, sondern aus Menschlichkeit. Ihr Zeugnis erinnert an die Geschichte von Josef und seinen Brüdern (1. Mose 37–50), die trotz Verrat und Leid am Ende Versöhnung finden. Oder an die Worte des Apostels Paulus: „Lasst euch versöhnen mit Gott“ (2. Korinther 5,20) – eine Aufforderung, die auch heute gilt.

Stimmen der Hoffnung hören 

Für dieses mutige gemeinsame Zeugnis wurde der Parents Circle   2025 mit dem Internationalen Menschenrechtspreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet. Ihr Wirken ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass Versöhnung möglich ist – nicht durch das Vergessen der Vergangenheit, sondern durch das gemeinsame Tragen der Erinnerung. 

Verleihung des internationalen Menschenrechtspreises der Stadt Nürnberg 2025 für den Parents Circle – Families Forum. Foto: Alexandra Senfft

Die Herbsttagung des Missionskonvents am 8. November in der Missionsakademie in Hamburg bietet Gelegenheit, diesen Stimmen der Hoffnung zuzuhören. Sie zeigen uns, dass zwischen Oasen der Versöhnung und bitterem Krieg Wege entstehen können, auf denen Glauben, Mitgefühl und Gerechtigkeit einander begegnen. Ayelet Harel und Nadine Quomsieh werden direkt von vor Ort berichten. Weitere Infos zur Veranstaltung siehe hier.

Ein Aufruf zum Handeln 

Als Christ*innen und Jüd*innen, als Menschen unterschiedlichen Glaubens, sind wir aufgerufen, Brücken zu bauen. Die Theologie des „Nächsten“ (3. Mose 19,18; Lukas 10,25–37) fordert uns heraus, den anderen nicht als Feind, sondern als Geschöpf Gottes zu sehen. Die Arbeit des Parents Circle ist ein konkretes Beispiel dafür, wie dieser Auftrag gelebt werden kann. Möge ihr Zeugnis uns ermutigen, selbst zu Akteur:innen der Hoffnung zu werden – in Gebet, Dialog und politischem Engagement.